Rotes Kreuz unterstützt Wiederaufbau nach Erdbeben auf Java
Ein schweres Erdbeben der Stärke 6,2 hat vor einem halben Jahr, am 27. Mai 2006 auf der indonesischen Insel Java 5.749 Menschenleben gefordert. Das Epizentrum lag nur 20 Kilometer von der Stadt Yogyakarta entfernt. Mehr als 38.000 Menschen wurden damals verletzt, über 127.000 Häuser komplett zerstört und rund 450.000 Häuser beschädigt. Schätzungen zufolge wurden damit mehr als eine Million Menschen obdachlos.
Jetzt, ein halbes Jahr nach der Katastrophe, ist der Münchner Marc-André Souvignier dabei vor Ort die indonesische Rotkreuz Schwestergesellschaft im Katastrophenschutz zu schulen. Dazu werden unter anderem auch themenbezogene Unterrichtsmaterialien für Grundschulen und die Strukturen für die Fach-Ausbildung von Lehrern entwickelt. Außerdem hilft der 30jährige Münchner bei der Schulung regionaler Führungskräfte sowie ehrenamtlicher Helfer im Katastrophenschutz-Management. Ferner koordiniert Souvignier auf Initiative des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und dem Indonesischen Roten Kreuz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) langfristige Maßnahmen im Bereich der Katastrophenvorsorge, wie zum Beispiel die Entwicklung eines Frühwarnsystems zur Erdbebenwarnung.
Seit der Tsunami-Katastrophe arbeitet der DRK-Delegierte als Logistik-Spezialist in Indonesien und war vor der Verpflichtung für Java mit Hilfsmaßnahmen in Banda Aceh beschäftigt. Der Münchner Politologe ist beauftragt, auf Java Strukturen für eine geregelte Katastrophenschutzhilfe zu entwickeln. Für die indonesische Bevölkerung stellt diese Arbeit eine strategisch angelegte Überlebenshilfe dar, da weite Teile Indonesiens alljährlich von verheerenden Katastrophen heimgesucht werden. Dazu zählen Überschwemmungen, Erdrutsche, Erdbeben, Waldbrände, Vulkanausbrüche und Hitzewellen. Deshalb engagiert sich das DRK gemeinsam mit der Indonesischen Roten Kreuz intensiv beim Ausbau sachgerechter Strukturen eines nationalen Katastrophenschutzes.
Im Rahmen von Sofortmaßnahmen hatte das Deutsche Rote Kreuz sofort nach der Erdbeben-Katastrophe eine mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage aus Banda Aceh von der Insel Sumatra nach Java gebracht. Die Anlage, die zuvor im Zuge der Tsunami Hilfe eingesetzt wurde, versorgte in den ersten Wochen nach dem Erdbeben im Distrikt Klaten rund 20.000 Menschen sowie ein Krankenhaus mit sauberem Wasser. Beim Deutschen Roten Kreuz waren rund 2,8 Millionen Euro an Spendengeldern und Zuwendungen eingegangen, davon wurde eine halbe Million für die Soforthilfe eingesetzt. Damit versorgte das DRK und das Indonesische Rote Kreuz Gesundheitseinrichtungen auf Java mit dringend benötigten Medikamenten, wie Antibiotika und Tetanus-Impfstoffen. Die Soforthilfe des Deutschen Roten Kreuzes auf der Insel Java, unterstützt mit Geldern vom Auswärtigen Amt und der Europäischen Kommission, konnte im Oktober abgeschlossen werden. Dabei verteilten rund 1.000 freiwillige indonesische Helfer des Roten Kreuzes Hilfsgüter und rund 100.000 Nahrungsmittelpakete. In der weiteren Hilfe wurden etwa 12.000 Zelte an obdachlose Familien verteilt. Rund 100.000 Hygiene- und 16.000 Babypakete halfen bei über 120.000 Familien die erste Not nach dem Erdbeben zu lindern.
Mittlerweile steht der Bau von festen Unterkünften für eine Übergangszeit im Mittelpunkt. Unterstützt durch Gelder der Europäischen Kommission konnte das DRK innerhalb von drei Monaten fast 30.000 Menschen in solchen Unterkünften unterbringen. Rechtzeitig vor dem Monsun erhielten dabei über 6.800 besonders bedürftige Familien Baumaterial, mit dem sie unter Anleitung von regionalen Baufachkräften Behelfshäuser in traditioneller Bauweise errichten konnten. Sie bestehen aus Bambusmatten, einem Gerüst aus Kokosholz sowie soliden Fundamenten. Damit kann für einen Zeitraum bis zu 15 Jahren Schutz geboten werden. "Auch auf Java realisiert das DRK seine zentrale Zielsetzung mit Erfolg: die enge und kooperative Zusammenarbeit mit der hilfsbedürftigen Bevölkerung", betont Marc-André Souvignier.