Rotes Kreuz intensiviert Kampf gegen HIV/AIDS
DRK-Botschafterin Maybrit Illner stellte den 1.500 Gästen von Politik, Medien und Wirtschaft auf dem Landesmedienball in Essen Projekte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Afrika vor.
Vergessene Notlagen
„HIV/ AIDS ist eine Krankheit, die in vielen Gesellschaften noch immer tabuisiert wird. Nur durch einen offensiven Umgang mit HIV/ AIDS und umfassender Aufklärungsarbeit kann der Kreislauf durchbrochen und die Ansteckungsgefahr reduziert werden“, sagte DRK-Botschafterin Maybrit Illner. Auf dem Landesmedienball in Essen am Freitag, den 3. November, rief sie zu Spenden für die AIDS-Projekte des Deutschen Roten Kreuzes auf. „Die Weiterverbreitung von HIV/ AIDS zu verhindern sollte unser großes Ziel sein – in Afrika, Deutschland und überall in der Welt. Dazu braucht es Ihre Unterstützung!“, so Maybrit Illner.
AIDS-Projekte des DRK in Südafrika
In Mosambik, Lesotho und Namibia schult das DRK Gesundheitsmitarbeiter in Aufklärungsarbeit und Häuslicher Pflege, die dann wiederum in ihren Heimatorten Helferinnen und Helfer anleiten. Alle Pflegekräfte erhalten eine Ausstattung mit Medikamenten, Verbandsmaterial, Hygieneartikeln und Salben, um die Patienten entsprechend versorgen zu können. Zusätzlich organisiert das Rote Kreuz Informationsveranstaltungen in Gemeinden, teils mit Theatergruppen, die das Thema anschaulich vermitteln. In Lesotho hat das DRK beispielsweise Waisenkindern eine Schuluniform zur Verfügung gestellt und die Zahlung der Schulgebühren gesichert, um ihnen einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen.
Erinnerungsarbeit mit AIDS-Kranken
Ein wichtiges Projekt ist die „Erinnerungsarbeit“ mit betroffenen Familien in Afrika. Besonders die Generation zwischen 20 und 50 Jahren ist von der Krankheit betroffen. Elf Millionen Kinder weltweit haben ein oder beide Elternteile durch AIDS verloren. Damit die Kinder ihre Eltern nicht vergessen und auch um wichtige Informationen weiterzugeben, werden so genannte Memorybooks und Memoryboxes erstellt. Der Prozess gibt den Eltern die Möglichkeit, sich offen zu ihrer HIV-Infizierung zu bekennen und über die Zukunft der Kinder zu reden.
In den Memorybooks halten die HIV-Infizierten ihre Geschichte fest und legen es gemeinsam mit Erinnerungsstücken wie Ohrringen, Haarspangen aber auch einem Testament in die Memorybox.
Memory Boxes oder Bücher helfen Kindern eine Identität aufzubauen, die Ereignisse emotional zu verarbeiten, die Vergangenheit zu akzeptieren und die Angst vor der Zukunft zu verlieren.
Weltweiter Spendenaufruf über 240 Millionen Euro
Für die Ausweitung von HIV und AIDS Programmen im südlichen Afrika bis 2010 hat die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften einen weltweiten Spendenaufruf über 240 Millionen Euro gestartet.
Mit den Geldern soll die Gefährdung durch HIV/ AIDS durch erweiterte Aufklärungsarbeiten und Präventionsmaßnahmen reduziert werden. Um dies zu erreichen werden die nationalen Rotkreuzgesellschaften gestärkt und Helferinnen und Helfer gezielt für AIDS-Projekte geschult. Mit dem Programm werden die Bemühungen vom Roten Kreuz im Kampf gegen HIV/ AIDS verdoppelt: Mit den geplanten Präventionsmaßnahmen sollen 50 Millionen Menschen erreicht werden. Auch sollen sie über die Ansteckungswege und Hintergründe der Krankheit aufgeklärt werden, um so die Stigmatisierung und Diskriminierung von AIDS-Kranken zu reduzieren. Außerdem sieht das Programm vor, 250.000 HIV-Infizierte medizinisch zu betreuen und 460.000 AIDS-Waisen zu versorgen.
Gesundheitshelfer klären auf
Die Länder südlich der Sahara sind am stärksten von der Krankheit betroffen. Hier leben rund 12,3 Millionen Menschen mit HIV, darunter 860.000 Kinder unter 14 Jahren.
Das Rote Kreuz bildet Freiwillige aus, die dann in ihren Heimatorten die Bewohner aufklären, Waisenkinder betreuen und Kranke pflegen. Häufig sind diese Freiwilligen selber HIV infiziert oder ihre Familien sind betroffen. Im Fokus der Hilfsmaßnahmen stehen die besonders gefährdeten Gruppen wie zum Beispiel junge Frauen, die oft sexuell ausgebeutet und missbraucht werden. Die Infektionsrate der Frauen ist doppelt so hoch wie die der Männer.
Text: Iris Möker
Fotos: Lübbo Roewer